Tipps und Tricks

Texte besser formulieren: So schreiben Sie verständlich

Texte besser formulieren: So schreiben Sie verständlich:

Mark Twain soll einmal gesagt haben: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“ Das klingt zunächst wie eine viel zu einfache Lösung für ein komplexes Problem. Doch im Grunde hat er recht. Denn Wortwahl, Formulierung, Satzbau und -struktur tragen eine ganze Menge dazu bei, einen Text spannend, verständlich und unterhaltsam zu machen – ganz unabhängig vom Inhalt. Die entscheidende Frage ist nur: Welche Wörter sind denn nun bitte die falschen?

Schreibe für dein Publikum

Titel: Schreibe für dein Publikum

Der wichtigste Punkt beginnt noch vor dem Schreiben. Überlegen Sie sich, wer den Text eigentlich lesen soll. Sind es junge Menschen und Kinder? Sind es Senioren? Sind es Fachexperten? Oder Laien, denen Sie ein neues Thema nahebringen möchten? Lesen Leute Ihren Beitrag beruflich oder in ihrer Freizeit? Das alles beeinflusst Schreibstil und Formulierung. Für ein Fachpublikum kann man auch die entsprechende Fachsprache einsetzen – vielleicht würden sich die Leser sogar nicht ernst genommen fühlen, wenn Sie Dinge zu einfach erklären. Sind Leser dagegen Laien, steigen sie schnell aus, wenn Sie Vorgänge zu komplex und unanschaulich beschreiben. In diesem Fall ist es wichtig, die Sachverhalte auf eine möglichst leichte und verständliche Ebene herunterzubrechen.

Nimm den Leser an die Hand

Leser lieben Listen: Die 10 besten DIY-Tipps für den eigenen Balkon. 17 Gründe, warum die Honigbiene das Spirit Animal von Miley Cyrus ist. Listen machen es dem Leser leicht. Sie haben eine klare Struktur, sodass Leser jederzeit wissen, wo sie sich befinden und was der Autor ihnen gerade mitteilen will. Dieses Ziel sollten nicht nur Listen haben, sondern jeder Text: Sie brauchen eine klare Struktur und einen roten Faden, der sie von Einleitung bis zum Schlusssatz führt. Wenn sich Leser in einem Text verirren, ist das ein großes Problem. Sie müssen immer wissen: Worum geht es eigentlich gerade? Warum ist das wichtig? Und was hat es mit dem vorangegangenen Abschnitt zu tun? Zusammenhangloses Herumspringen zwischen unterschiedlichen Themenblöcken ist deshalb gefährlich. Leser müssen immer nachvollziehen können, warum sie die Info des nächsten Satzes an dieser Stelle bekommen. Dabei helfen schon kleine Kniffe: Verwenden Sie beispielsweise verbindende Wörter wie deshalb, trotzdem oder außerdem, um Zusammenhänge zwischen den Inhalten aufeinanderfolgender Sätze zu verdeutlichen. Und setzen Sie Zwischenüberschriften wie „Nimm den Leser an die Hand“.

Fasse dich kurz

Titel: Fasse dich kurz

Aus dem Deutschunterricht in der Schule nehmen viele Leute mit: Je länger und verschnörkelter der Satz, desto besser. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Denn die meisten Leser sind faul. Beim Lesen anstrengen? Nicht, wenn es sich vermeiden lässt! Lange Sätze zwingen sie aber, genau das zu tun. Leser müssen aktiv über die Bedeutung eines Satzes nachdenken, um ihn zu verstehen. Manchmal auch mehrfach. Je verwinkelter also ein Satz ist, mit langen Nebensätzen, unnötigen Füllwörtern, Kommas, Aufzählungen (und am besten noch einer Klammer, die mehrere Satzteile enthält und mindestens so lang ist, dass man schon wieder vergessen hat, worum es eigentlich vor der Klammer ging) – und natürlich Einschübe nicht zu vergessen –, desto wahrscheinlicher ist es, dass Leser, die natürlich auch nur eine begrenzte Konzentrationskapazität und -lust haben, im Laufe des Satzes beschließen, dass er den Aufwand nicht wert ist, ihn bis zum Ende zu lesen. Ich jedenfalls würde es Ihnen nicht übelnehmen, wenn Sie in der Mitte des vorherigen Satzes aufgegeben haben.

Stattdessen lautet die goldene Regel: Kurz, einfach und prägnant. Belassen Sie es bei Hauptsätzen. Packen Sie nicht mehr als einen Gedanken in einen Satz. Vermeiden Sie lange Wörter und verschachtelte Sätze. So bleibt ein Text verständlich und unterhaltsam. Der faule Leser wird es Ihnen danken.

Schreibe aktiv

Es ist nie schön, wenn Sätze im Passiv geschrieben werden. Sie werden dann weniger gerne gelesen, weil durch die Passivkonstruktion weniger Aktion vermittelt wird. Deshalb sollten sie vermieden werden.

Benutzen Sie aktive Satzkonstruktionen, statt der vorangegangenen passiven Langeweile. Sagen Sie dem Leser, wer handelt: Ein Satz wird nicht einfach gelesen. Eine Person liest einen Satz. Ohne die Person kommt das Lesen gar nicht zustande. Also nennen Sie sie auch, denn das erzeugt ein viel plastischeres Kopfkino.

Weitere Tipps für das aktive Schreiben: Nutzen Sie Verben, in denen etwas passiert und Bewegung drinsteckt. Sein, machen und tun kann man fast immer verwenden – große Aufregung erzeugen sie aber nicht. Zum Beispiel: Eine Person ist nicht im Swimming Pool. Sie schwimmt, sie spielt, sie planscht, sie taucht. Und: Vermeiden sie den Nominalstil. Verben sind fast immer spannender und bringen mehr Bewegung in einen Satz als Nomen. Statt „Die Beliebtheit des neuen Produkts ist bei Kunden groß“ schreiben Sie: „Kunden lieben das neue Produkt.“

Schreibe detailliert

Titel: Schreibe aktiv

Abstrakte Sachverhalte sind schwer verständlich – das liegt in der Natur ihres Wesens. Steckt man mitten in diesen Sachverhalten, mögen sie einem gar nicht so kompliziert vorkommen. Außenstehende können sich aber oft nur schwer etwas unter breiten Mantelbegriffen vorstellen. Um sie zu erreichen, gilt: Je spezifischer, desto besser. Sagen sie genau, was passiert und wer beteiligt ist. Und vor allem: Geben Sie Beispiele. So können sich Leser zumindest ein grobes Bild machen, was sich hinter einem Begriff versteckt. Sie brauchen ein Beispiel dafür? Statt etwa zu schreiben, dass sich ein Unternehmen digital restrukturiert, erklären Sie genau, was das bedeutet: Es hat 10 neue IT-Mitarbeiter eingestellt. Es hat eine Cloud eingerichtet, über die Mitarbeiter Maschinenkennzahlen live einsehen. Es hat die Website neu aufgesetzt. Abrechnungsverfahren laufen über eine neue Rechnungssoftware. Schon können sich Leser viel besser vorstellen, was sich hinter dem Begriff „digitale Restrukturierung“ verbirgt.

Vermeide Monotonie im Satzbau

Hauptsätze sind schön. Sie bergen aber Gefahren. Viele sind gleich lang. Sie haben die gleiche Struktur. Sie klingen eine Weile okay. Dann werden sie langweilig. Sie schleifen im Kopf. Sie klingen sehr monoton.

Haben Sie gemerkt, wie selbst Ihre innere Stimme immer gelangweilter klang, während Sie den Absatz gelesen haben? Deshalb gilt zwar weiterhin: Hauptsätze sind gut. Aber variieren Sie deren Länge. Eine umgebaute Satzstruktur schafft Abwechslung und Spannung. Kurze Einschubsätze auch.

Welche sind nun die falschen Wörter, die Mark Twain meinte? Es sind die unnötigen Wörter. Es sind die langweiligen, die passiven, die abstrakten, die verwirrenden, die immer gleichen. Vermeiden Sie diese, sind Sie dem verständlichen und unterhaltsamen Text schon ein ganzes Stück näher.

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