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„Berufsinformation muss Spaß machen“

Hanna Büddicker
„Berufsinformation muss Spaß machen“:


Falk Schug besucht im Auftrag von Gesamtmetall mit dem InfoTruck der Metall- und Elektro-Industrie bundesweit Schulen, um Jugendlichen einen Einblick in die vielseitige M+E-Berufswelt zu geben. Es geht ihm vor allem darum, Vorurteile gegenüber der Branche und ihren Arbeitsplätzen abzubauen.

 

Falk, Du bist Berufecoach. Was ist Dein Bestreben bei dieser Arbeit?

Ich bin Berufecoach für die Berufe der Metall- und Elektro-Industrie, weil es mir großen Spaß macht, mit jungen Leuten zu arbeiten und sie bei den Dingen zu unterstützen, bei denen ich damals selbst große Probleme hatte. Ich weiß noch, wie schwer es war, den richtigen Beruf zu finden und immer den Druck zu verspüren, die Menschen aus meinem Umfeld mit der Berufswahl zufrieden zu stellen. Im Nachhinein habe ich verstanden, dass es nicht darum geht, andere zufriedenzustellen, sondern dass ich glücklich sein muss – und dann ist auch wiederum das Umfeld zufrieden. Aber das sieht man als junger Heranwachsender kaum. Das Angebot zur Berufsorientierung war bei mir außerdem nicht besonders groß. Auch wenn es heute im Vergleich mehr gibt, ist das Wichtigste dabei: Berufsinformation muss Spaß machen. Wenn ich die Berufe nicht überzeugend und interessant rüberbringen kann, wie kann ich dann junge Menschen dafür begeistern?

Was findest Du an den Berufen in der Metall- und Elektro-Industrie besonders spannend?

Die M+E-Berufe bieten vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten und sind zukunftssicher, der Verdienst ist überdurchschnittlich hoch und auch die Arbeitszeiten sind je nach Job abwechslungsreich. Die M+E-Branche wird oft falsch eingeschätzt. Viele kennen zwar die Namen der großen Unternehmen, aber wissen nicht, was sie genau machen. Wenn man die jungen Leute fragt, kommt meist die Antwort, „irgendetwas mit Metall“. Es kann schwierig sein, einen Einblick in diese Berufswelt zu bekommen, wenn nicht die Eltern oder Geschwister bereits dort arbeiten. In den InfoTrucks können die Schüler einfach eintauchen und diese Welt wirklich erleben und ausprobieren, ohne dass wir sie bekehren müssen. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn jemand am Ende feststellt, dass die Branche nichts für ihn oder sie ist.

Gab es einen ausschlaggebenden Faktor bei Dir, dich mit diesem Thema zu beschäftigen?

Beruflich wollte ich eigentlich Polizist werden. Aber da ich eine Rot-Grün-Schwäche habe, konnte ich den Beruf nie ausüben. Dann habe ich eine Ausbildung zum Zerspanungstechniker gemacht. Bevor ich mit der Ausbildung angefangen habe, hatte ich absolut keine Lust mehr auf Schule. Ich kann viele Schülerinnen und Schüler verstehen, denen es ähnlich geht. Nach der Ausbildung wollte ich mein Fachabitur nachholen, und auf einmal war es kein Problem mehr für mich, wieder zur Schule zu gehen, weil ich nun wusste, wofür ich lerne. Mein Zeugnis war dann auch wesentlich besser.

Falk Schug ist Berufe-Coach für die Metall- und Elektroindustrie.


Wo sind Deiner Meinung nach die größten Hemmnisse bei Jugendlichen, eine Ausbildung zu machen?

In den letzten Jahren hat sich in der Gesellschaft die Ansicht verfestigt, dass man Abitur und danach studieren muss, um beruflich erfolgreich zu sein. Ich erkläre den Jugendlichen immer, dass es auf der einen Seite Theoretiker und auf der anderen Seite Praktiker gibt. Natürlich gibt es auch Personen, die genau dazwischen liegen. Aber für die Theoretiker ist studieren super. Denen macht die Schule Spaß, sie lernen und lesen gerne und wählen dann selbstverständlich ein Studium. Leider überlegen auch viele junge Leute, die eher das Praktische lieben, nach der Schule zu studieren. Das finde ich sehr schade. Wenn die Gesellschaft mehr Anerkennung gerade für technische und handwerkliche Berufe hätte, würden sich auch mehr junge Leute sich trauen, den Weg in die Ausbildung zu gehen. Viele hören allerdings nicht auf ihre innere Stimme, die ihnen sagt, was sie wirklich können und woran sie Freude haben, und merken dies erst im Studium. Nach mehreren Semestern brechen sie dann ab und starten erst im zweiten Anlauf eine Ausbildung.

Warum können sich nur wenige einen Beruf dort vorstellen?

Den Schülerinnen und Schülern ist nicht klar, dass man auch mit einer Ausbildung später vielseitige Berufsmöglichkeiten hat. Ich nehme die Skills von dem einen Beruf in den anderen mit. Viele wissen auch nicht, dass man sich nach einer Ausbildung noch weiter qualifizieren, eine Weiterbildung zum Techniker machen oder doch noch ein Studium absolvieren kann. Ich versuche den Schülerinnen und Schülern den Druck zu nehmen, den vermeintlich perfekten Beruf für ihr ganzes Leben zu finden. Ich versuche ihnen klarzumachen, sich an einen Beruf zu orientieren, der ihnen Spaß und Freude bereitet.

Worauf kommt es bei der Kommunikation mit einer jüngeren Zielgruppe an?

Ich arbeite mit den Jugendlichen auf Augenhöhe. Ich nehme sie ernst und ich möchte mit ihnen zusammen zu einem Ziel kommen. Mir ist wichtig, dass sie nach dem InfoTruck-Besuch wissen, was die Metall- und Elektro-Industrie ist, was es dort für Möglichkeiten gibt und wie sie an Praktika, Ausbildungsplätze oder an ein duales Studium herankommen. Aber auch die Erkenntnis, dass die M+E-Branche nicht für einen ist, ist ein legitimes Ergebnis. Wichtig ist, dass wir zusammen den Weg gegangen sind.

Und vor allem erreicht man die Schülerinnen und Schüler durch Entertainment. Die besten Lehrer für mich in der Schule sind nicht die, die Fakten vortragen, sondern die, die Fakten in einem unterhaltsamen Kontext präsentieren. Im InfoTruck bemühen wir uns, in den Dialog zu gehen und die Jugendlichen mitzureißen.

Was berührt Dich besonders bei der Arbeit mit oder für Jugendliche?

Ich kann mich gut in ihre Situation hineinversetzen. Es kommen so viele Menschen in der Phase der Berufsorientierung auf die Jugendlichen zu. Alle meinen es ja gut. Die Eltern stecken sie in Praktika, gehen mit zu Berufsmessen. Mir macht es Spaß, mit Begeisterung durch den InfoTruck zu führen und nachher positives Feedback von den Schülerinnen und Schülern zu bekommen. Ich nehme sie dort an die Hand und möchte, dass sie etwas mitnehmen, und wenn sie nachher sagen „ich wusste gar nicht, dass die M+E-Industrie so cool ist“, freue ich mich natürlich. Besonders schön ist es, wenn ich bei einem Mitgliedsunternehmen war und die Azubis dankend sagen, „weil wir uns im InfoTruck gesehen haben, mache ich jetzt hier bei der Firma eine Ausbildung.“

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