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Fachkräftemangel und Kulturwandel: Tipps für ein erfolgreiches Recruiting

Elisa Schulze
Fachkräftemangel und Kulturwandel: Tipps für ein erfolgreiches Recruiting:

Kulturwandel und Fachkräftemangel – mit beiden Themen müssen sich Unternehmen aktuell gleichzeitig auseinandersetzen. Während Arbeitgeber sich mit einer Work-Life-Balance, Viertagewoche oder Sabbaticals auf dem Bewerbermarkt attraktiver machen wollen, kämpfen sie gleichzeitig mit großen Fachkräftelücken. Mehr Freizeit und weniger Arbeit klingt zwar für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber verlockend, doch wie kann das erreicht werden, wenn gleichzeitig Arbeit liegen bleibt, weil es an Fachkräften mangelt?

Im Ausbildungsjahr 2021/2022 konnte nur knapp die Hälfte der verfügbaren Stellen besetzt werden. Der Fachkräftemangel ist zwar nicht in jeder Region und in allen Berufsfeldern gleich stark spürbar, wird aber aufgrund des demographischen Wandels in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Zudem fehlen Fachkräfte in zukunftsweisenden Bereichen, wie bei der Digitalisierung oder der Energiewende. Die Annahme, dass höhere Löhne zu attraktiveren Arbeitgebern und somit zu mehr Arbeitskräften führen, wird durch den IW-Kurzbericht von Alexander Burstedde und Dirk Werner widerlegt. Höhere Löhne allein sind nicht die zentrale Lösung, stattdessen müssen sich Fachkräftemangel und Kulturwandel anders begegnen.

Um sich im Wettbewerb um Nachwuchs- und Fachkräften durchsetzen zu können, spielt die Attraktivität und der Ruf des Unternehmens eine wichtige Rolle. Doch um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen, müssen Unternehmen vor allem im Rahmen der Berufsorientierung präsent sein. Dafür gibt es zwei Optionen: die klassische und die digitale Berufsorientierung.

Klassische Berufsorientierung

Laut einer KOFA-Studie von 2021 wünschen sich Schülerinnen und Schüler praktische Erfahrungen, Unterrichtsbesuche und den Austausch mit Mitarbeitenden. Auch Recruiting-Events oder Jobmessen werden von vielen Unternehmen als erfolgreich bewertet. Um mit den Jugendlichen auf Augenhöhe zu sprechen, ist vor allem der Austausch mit Auszubildenen auf Messen wichtig. Sie können aus erster Hand über ihre Arbeit Auskunft geben und berichten, wie sie das Unternehmen erleben. Es lohnt sich darüber hinaus, verstärkt Kooperationen mit Schulen einzugehen. Eine Möglichkeit für die Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen bietet zum Beispiel das Netzwerk SchuleWirtschaft.

Digitale Berufsorientierung

Neben einer übersichtlichen und informativen Website mit entsprechenden Stellenangeboten, zahlen sich auch digitale Angebote aus, wie Ausbildungsmessen, Online-Praktika oder Azubi-Speed-Dating. Damit können potenzielle Interessenten aus anderen Regionen und Bundesländern erreicht werden, ohne einen großen personellen Aufwand durch Präsenz auf Messen oder Events zu betreiben. Hier gibt es laut aktuellem KOFA-Bericht noch Potenzial.

Social Media

Es ist kein Geheimnis, dass sich jüngere Menschen eher mit Social Media die Zeit vertreiben als mit den Stellenanzeigen in lokalen Zeitungen. Die Zielgruppe ist auf TikTok, YouTube, Instagram oder Snapchat. Besonders gut funktionieren audiovisuelle Formate und kurze Texte. Durch Hashtags und Markierungen von Orten und Personen kann eine größere Reichweite erzielt werden. Je nach Kapazität des Unternehmens ist es hilfreich, auf einen oder mehreren Kanälen vertreten zu sein. Um auf solchen Plattformen authentisch und nicht „cringe“ zu wirken, ist es vielversprechend, wenn eigene Auszubildende oder junge Mitarbeitende die Kanäle gestalten. Sie könnten dabei auch selbst zu „Testimonials“ werden, um reale Erfahrungen aus dem Job zu vermitteln. Wichtig dabei ist: Social Media ersetzt nicht die klassischen Maßnahmen, sondern ist ein Zusatzmittel.  

Employer Branding als Vermittler

Ein Schlüssel für mehr Erfolg im Recruiting kann das Verbessern des Arbeitsklimas sein, Stichwort: Employer Branding. Die Zufriedenheit der eigenen Beschäftigten kann einen nachhaltig positiven Einfluss auf die Gewinnung neuer Teammitglieder haben. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen, tragen sie diese positive Stimmung auch nach außen. Ein erfolgreiches Employer Branding schafft dabei nicht nur ein angenehmes Betriebsklima, sondern bringt auch zahlreiche Wettbewerbsvorteile mit sich. Ein harmonisches Arbeitsumfeld führt zu einer geringeren Krankheitsquote, erhöhtem Erfolg, niedrigerer Fluktuation und einer insgesamt positiven Außenwirkung. Nicht nur im persönlichen Umfeld der Beschäftigten, sondern auch im Umgang mit Kundinnen und Kunden sowie auf Berufsmessen spiegelt sich die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wider und zieht potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen an.

Um das Arbeitsklima zu verbessern oder zu stärken, gibt es viele Möglichkeiten, in die es sich lohnt, Ressourcen zu investieren: Neben fairen Löhnen sind das Weiterbildungsmöglichkeiten, Beteiligungsprogramme, Umzugshilfen, Sportangebote, Firmenfeste oder kleinere „Get-together“. Diese Benefits sollten auch in Bewerbungsgesprächen und Stellenanzeigen kommuniziert werden. Flexible Arbeitszeitmodelle und Remote-Arbeit sind große Pluspunkte für Interessenten, aber nicht für jeden Beruf möglich.

Fazit

Die Auflistung zeigt, dass ein Mix aus unterschiedlichen Strategien nötig ist, um im „war for talents“ erfolgreich zu sein. Fakt ist: Der Fachkräftemangel schließt einen Kulturwandel nicht pauschal aus. Die Arbeitswelt ist spätestens seit der Corona-Pandemie in einem Wandel, den insbesondere die jüngeren Generationen fordern. Es gilt, das Umdenken der Arbeitswelt als Chance zu begreifen.

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