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UX-Strategie: Die 6 größten Mythen

UX-Strategie: Die 6 größten Mythen:

In Unternehmen verbreiten sich Informationen oftmals durch den berüchtigten „Flurfunk“. Von Mitarbeiter zu Mitarbeiter verändert sich die ursprüngliche Nachricht – wobei der Wahrheitsgehalt meistens abnimmt. Das ist auch der Fall, wenn Mitarbeiter Wissen zu Themen weitergegeben, ohne dass sie fundierte Grundlagen aus den jeweiligen Fachbereichen besitzen. In einem Gespräch aufgeschnappt oder auf einer Website überflogen, verbreitet man schnell vermeintliche Fakten, ohne sie noch einmal auf Richtigkeit zu prüfen – der perfekte Nährboden für einen Mythos. Genau darum geht es im folgenden Beitrag. Hier stellen wir die 6 größten Mythen aus der UX-Welt vor.

Alle Seiten sollten in 3 Klicks erreichbar sein

Alle Seiten sollten in 3 Klicks erreichbar sein

Usability Tests stellen die sogenannte 3-Klick-Regel bereits seit längerem in Frage. Die Nielsen Norman Group hat sich ebenfalls dem Thema gewidmet und die These widerlegt.
Denn entgegen der verbreiteten Meinung, verlassen Besucher nicht sofort die Webseite, sollten sie die gewünschte Information nicht innerhalb von 3 Klicks gefunden haben. Faktisch beeinflusst die Anzahl der notwendigen Klicks weder die Nutzerzufriedenheit noch die Erfolgsquote.
Demnach machen weniger Klicks die Besucher nicht glücklicher und sie nehmen den gesamten Vorgang nicht zwangsläufig als schneller wahr.

Was tatsächlich wichtig ist: eine übersichtliche und einfache Navigation, die das Auffinden von Informationen durch gezieltes Platzieren von Hinweisen unterstützt. Wenn die Besucher erst gar nicht über die Klicks nachdenken müssen, machen ihnen einige Extra-Klicks auch nichts aus.

User scrollen nicht auf Webseiten

User scrollen nicht auf Webseiten

Dieser Mythos hat seinen Ursprung in den Anfängen des Internets. Was Mitte der Neunziger Jahre komplett unüblich war, ist heute nicht mehr wegzudenken: Ob vertikal oder horizontal, Nutzer scrollen und navigieren sich durch die verschiedensten Website-Module. Damals ging man davon aus, dass die wichtigsten Informationen und klickbaren Elemente in den oberen Teil einer Website müssen, damit der Anwender die gewünschte Aktion in jedem Fall ausführt (etwa das Klicken auf einen Angebotsbutton). Mit der Zeit entwickelte sich jedoch nicht nur die Hardware weiter (größere Monitore und das Mausrad), sondern auch der Kenntnisstand in puncto digitales Marketing und Marketingpsychologie. Um die User möglichst lange auf einer Website zu halten und um ihnen viele Angebote präsentieren zu können, musste eine neue Lösung her – und die (Weiter-)Entwicklung zu „Scrolling Websites“ nahm Fahrt auf. Heute wissen wir, dass es nicht zwingend notwendig ist, alle Inhalte im oberen Bereich der Webseite zu positionieren, sie also „above the fold” zu setzen. Trotzdem bekommen die Inhalte im oberen Seitenbereich immer noch die meiste Aufmerksamkeit. Sie liefern Usern somit eine wichtige Entscheidungsgrundlage darüber, ob sich das Weiterlesen für sie lohnt.

Stockbilder verbessern die Nutzererfahrung

Usability-Tests und Eye-Tracking-Studien zeigen, dass Stockfotos kaum einen Mehrwert für eine Webseite bieten – und noch weniger für mobile Ansichten oder Apps. Oft schädigen gestellte und generische Stockfotos die Nutzererfahrung eher, als dass sie diese verbessern. Stockbilder sollte man, wenn nötig, gut auswählen und auf die jeweiligen Bedürfnisse abstimmen. Ein Beispiel dafür können Architektur- oder Landschafsaufnahmen sein. Möchten Sie jedoch Menschen abbilden, die mit Ihrem Produkt interagieren, ist es immer ratsam, authentische Fotos zu produzieren und zu verwenden.

Weißraum auf Seiten ist verschenkter Platz

Weißraum auf Seiten ist verschenkter Platz

Weißraum auf Webseiten, der sogenannte „negative space“, beschreibt den leeren Raum zwischen und um Elemente eines Designs oder Seitenlayouts. Diesem Weißraum wird oft nicht genug Beachtung geschenkt, dabei spielt er eine entscheidende Rolle für die Lesbarkeit und Priorisierung von Inhalten.

Einige Anforderungen, die sich durch den richtigen Umgang mit Weißraum lösen lassen:

  • Einfacheres Lesen und Erfassen von Inhalten
  • Hervorhebung von Interface-Elementen
  • Nutzer und deren Blicke lassen sich gezielt über die Seite führen
  • Weißraum erzeugt ein elegantes und raffiniertes Erscheinungsbild

Im Fall von zu vielen Inhalten oder Elementen auf Webseiten stimmt hier also die Aussage „Manchmal ist weniger mehr“.

Nutzer verwenden Produkte immer so, wie wir es uns vorgestellt haben

Nutzer verwenden Produkte immer so, wie wir es uns vorgestellt haben

Selbst wenn man ein Produkt so konzipiert, dass es alle relevanten Nutzeranforderungen perfekt erfüllt, ist nicht garantiert, dass Nutzer es genauso verwenden. Oft ist es Anwendern egal, ob sie das Produkt oder die Mechanismen dahinter tatsächlich verstanden haben. Sobald sie einen Weg gefunden haben, das Produkt  zu bedienen – ob von uns so vorgesehen oder nicht – ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie es auch zukünftig so verwenden. Ein Beispiel hierfür ist die Eingabe von URLs: Viele Menschen kopieren URLs in den Suchbereich von Google, anstatt sie direkt in die dafür vorgesehene Adressleiste ihres Browsers eingeben. Der Mythos zeigt uns also noch einmal auf, dass wir die Überlegungen hinter unseren Designs nicht als selbstverständlich voraussetzen sollten. Vielmehr ist es wichtig, sich immer wieder Feedback einzuholen. Nur so lässt sich herausfinden, wie User das Produkt tatsächlich benutzen und wo Schwachstellen liegen, die optimierbar sind.
Und ob es tatsächlich kostspielig ist, dieses Feedback einzuholen, klärt der letzte Mythos.

Usability Tests sind teuer

Usability Tests sind teuer

Um User bei der Anwendung von Digitalprodukten ein positives Nutzererlebnis zu verschaffen, ist eine gute Bedien- und Lesbarkeit das A und O. Und um genau das vor dem Launch des Produktes oder Services zu testen, empfiehlt sich ein Nutzertest. Dafür gibt es verschiedene Methoden: von moderierten Nutzertests über Eye- oder Mousetracking bis zu Tiefeninterviews und Online-Fragebögen. Doch wer jetzt denkt, Usability Tests sind per se teuer, kennt wahrscheinlich noch nicht das sogenannte Discount- oder Guerilla Usability Testing. Die Methode ist nicht nur zeit- und ressourcenschonend, sondern liefert schon mit fünf Testpersonen valide Ergebnisse. Eine ausführliche Erklärung dazu gibt es in unserem Beitrag „Guerilla Usability Testing - Warum 5 Testpersonen ausreichen können“.

Wir hoffen, mit diesem Beitrag konnten wir mit einigen falschen Annahmen aufräumen. Und wenn Ihnen unser Mythen-Check gezeigt hat, wo das Nutzererlebnis Ihrer Website oder App noch optimierbar ist, dann melden Sie sich gerne bei uns.

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